Die Entwicklung unseres Vereins

Seit 1996 gibt es den Verein LebensAlter. Vorher gab es viele Ideen unter Freundinnen und Freunden. Wir wollten mit unseren Kindern nicht nur in der Kleinfamilie leben. Sie sollten mit Freunden und anderen Kindern groß werden. Gemeinschaftlich wollten wir leben und nicht allein. Alt und Jung, das war die Vision, könnten sich gegenseitig unterstützen. Im Alter wollten wir selbstbestimmt leben.
LebensAlter e.V. sollte diese Ideen verwirklichen. Viele Jahre verstrichen aber mit der Suche nach geeigneten Projekten, bis es 2007 zur Kooperation mit der Baugenossenschaft Mainspitze kam. Ein Glücksfall für das Wohnprojekt, das nun an Fahrt aufnahm. 2013 waren die Häuser in der Schillerstraße 2 und 4 in Ginsheim mit 19 Wohneinheiten bezugsfertig. Für uns begann die Praxis des gemeinschaftlichen Wohnens. Wir mussten ankommen in Ginsheim und unsere Heimat finden im Wohnprojekt.


Wir feiern gemeinsam Geburtstage und Feste, aber es entsteht das Bedürfnis, mehr voneinander zu erfahren. Wir bewegen uns, probieren Neues aus: die Nordic Walking-Gruppe, das Veranstaltungsprogramm „Zusammenkommen“, das Samstagsfrühstück, die Suppenküche, der Einkaufsdienst, die Debattenrunde, die Filmgruppe etc. Es wird erzählt und debattiert. Es entsteht ein Netz von feinen Beziehungen. Entscheidend für das Gelingen des Projekts sind die Beziehungen. 2014 kamen die ersten Flüchtlinge bei uns an. Sie werden vom Haus sehr freundlich begrüßt und z.T. durch uns als Paten unterstützt. Wir helfen beim Deutschunterricht, bei Behördengängen, Renovierungen, Prüfungen, bei der Jobsuche, bei der Schulsuche für die Kinder. Bescherung zu Weihnachten gibt es auch. Viele Erfahrungen von gegenseitiger Solidarität! Auch im aktuellen Ukrainekrieg ist die Bereitschaft des Vereins groß, Unterstützung zu geben und anzupacken. Zum Thema „Ankommen“ gab es 2015 drei Erzählcafés und 2016 die Veranstaltungsreihe „Entdeckungen im Fremden“. Wir lernen Ginsheimer Fluchtschicksale und Mundartgeschichten kennen. Wir vernetzen uns, bekommen Aufmerksamkeit in der Presse. 2015 wird dem Verein der Bürgerpreis der Kreissparkasse und 2016 der Come-Together-Preis des Kreises Groß-Gerau verliehen.

Zum Wohnprojekt kommt 2016 als neue Abteilung der „Garten der Vielfalt“ hinzu. Im Mittelpunkt stehen das solidarische Miteinander und der nachhaltige Umgang mit der Natur. Angesichts der globalen Themen von Klimaerwärmung und Naturzerstörung wird das Ziel des Schutzes der natürlichen Ressourcen für einige von uns immer wichtiger. Wunderbar gelingt über den Garten die Verbindung zu Menschen in Ginsheim und Umgebung, die ähnlich denken. 2018 wird das Repair-Café eröffnet, das verschiedene Ziele verfolgt. Zum einen nutzt es das Knowhow, das Menschen im Laufe ihres Lebens erworben haben und das sie weitergeben wollen. Zum anderen will es ein Gegenmodell zur Wegwerfgesellschaft sein. Dinge erhalten, weniger Rohstoffe verbrauchen und weniger konsumieren, das sind Ansätze, die uns auch mit „Fridays for future“ zusammenbringen. Dabei treffen Generationen zusammen und haben sich etwas zu sagen. Der Verein unterstützt neue Ideen und gibt Raum für deren Entfaltung. 2020 beginnt das Rikschaprojekt. Es beteiligen sich Menschen, die erst einmal nicht zum Verein gehören, denen es aber Spaß macht, älteren (oder auch jüngeren) Menschen per Rikscha die Umgebung zu zeigen. 2021 wird gemeinsam mit Basis e.V. der Blüh-Acker übernommen, auf dem Vögel und Insekten ein Stück Natur zurückerobern. Durch die freundliche und fruchtbare Zusammenarbeit mit Basis e.V. bekommen wir zudem die Möglichkeit, Menschen mit Handicap kennenzulernen und zu unterstützen.

Gemeinsam arbeiten und gemeinsam feiern ist auch hier ein Erfolgsrezept. Unsere Hausband ist inzwischen bei wichtigen Anlässen dabei. Sie macht Lust auf musische Vielfalt. Fotograf*innen treffen sich zu gemeinsamen Runden. Künstlerische Holzobjekte entstehen… Das neuste Projekt, das der Verein unterstützt, ist die Initiative zur Demenz-WG. 2022 bekam der Verein mit dem Mestemacher-Preis „Gemeinsam leben“ eine Auszeichnung für das Wohnprojekt.

Ginsheim, den 12.6.2022